Sonntagswort: Aufblühen

Bistum Mainz

Juliane Weitzel, katholische Gemeindereferentin und Schulseelsorgerin, schreibt einen Impuls zum Frühling.

Rückblick in den Februar: Jeden Tag, wenn ich das Haus verlasse, suchen meine Augen die Vorgärten in meinem Viertel ab. Gibt es schon erstes Grün? Schauen denn irgendwo schon Schneeglöckchen oder Krokusse aus dem einheitlich braungrauen Boden? Sehnsuchtsvoll habe ich gewartet, wo sich nach dem Winter, noch in den dunklen Tagen, denn irgendwo eine Spur neuen Lebens zeigt.

Und dann, im März, passierte in meinem Empfinden sozusagen innerhalb von kurzer Zeit alles gleichzeitig. Nach den ersten Frühblühern wurden die Bäume grün, der Rasen im Garten wechselte seine Farbe, zuletzt blühten Gänseblümchen in rauen Mengen auf. Osterglocken und Forsythien setzen gelbe Akzente, Tulpen und Traubenhyazinthen sorgen dafür, dass es bunt wird in Anlagen und Gärten.

Als ich heute durch die Stadt ging, wehte mir ein Frühlingswind zarte Blütenblätter der Zierkirschenbäume vor die Füße. Da habe ich gespürt: jetzt ist der Frühling unwiderruflich da! Dieses Gefühl, durch die grünende und blühende Natur zu gehen, und durch die Blütenblätter von ihr quasi umweht zu sein, den Duft einzuatmen, es füllt die Sehnsucht nach Lebendigkeit und lässt mich auch innerlich neu aufblühen.

In zwei Wochen feiern wir Ostern: es ist das Fest, mit dem wir den Sieg des Lebens über den Tod feiern. Durch den späten Termin in diesem Jahr kommt die Natur unserer christlichen Hoffnung zuvor. Draußen siegt das Leben, unbeirrbar, deutlich spürbar! Und so wünsche ich uns in diesem Frühling, dass auch in unserem je persönlichen Leben immer wieder Spuren neuen Lebens sichtbar werden, und unsere österliche Hoffnung auf Auferstehung die Oberhand behält.