Hilmar Gronau, Pfarrer im Nachbarschaftsraum Friedberg, schreibt über den Glauben als Lebenseinstellung.
„Herr Pfarrer, ich glaube, und darum lass ich mich nicht unterkriegen!“ Das hat eine alte Dame nach einem Gottesdienst zu mir gesagt. Sie stand vor mir mit ihrem Rollator, eine zarte, zerbrechlich wirkende Gestalt, in der Haltung sichtbar von vielen Lebensjahren gebeugt. Aber sie war fröhlich und guter Dinge.
Ihre Worte haben mir sehr gutgetan. Denn die beeindruckende Dame hat Lebensfreude ausgestrahlt, Lebenskraft, Optimismus und die Bereitschaft die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Von all dem hat sie mir in diesem Moment etwas mitgegeben auf meinen Weg.
Es ist oft so, dass mir als Pfarrer Menschen begegnen, die mir mehr geben als ich ihnen geben kann. So hat mir dieser liebe Mensch noch einmal ganz nah gebracht und mich wohlig spüren lassen, was es heißt an Gott zu glauben: Es bedeutet ja zu sagen zu unserem Leben. Zu diesem Leben mit all seinen Herausforderungen und Krisen, all seinen Chancen und Niederlagen.
Glauben heißt eben letztlich, die Kraft zu finden immer wieder weiterzugehen, neu aufzustehen – trotz allem. Denn zu glauben heißt nicht, in erster Linie viele Bibelstellen zu kennen, oder viel zu wissen. Glauben ist eine Einstellung zum Leben. Es ist das sichere Gefühl: Ich lasse mich nicht unterkriegen! Er gründet sich auf der Gewissheit: Es ist ein Gott an meiner Seite, der mich annimmt wie ich bin. Der will, dass ich lebe. Der mir den Rücken stärkt, ob ich jung bin oder alt. Denn eines Tages kam einer, der ganz viel wusste von Gott. Und er hat gesagt: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“